Spektakulär unscheinbar

Sind wir nicht in der Erfahrung von Kunst einer inneren Wahrhaftigkeit auf der Spur?
 
Gemälde die die blaue Stunde festhalten setzen ruhige Akzente in der Geschichte der Malerei. Denn wenn das Licht schwindet oder im Morgengrauen Nebelfetzen in den Tälern liegen und das Ahnen den Sehvorgang dominiert, herrschen subtile Nuancen und Strukturen. Jene kurze Zeitspanne an den Rändern des Tages und der Nacht wird zur Inspirationsquelle intensiver Auseinandersetzung.
 
Ist das aber alles wirklich so, wie es aussieht, wie man es weiß, oder wichtiger noch, wie man es wissen sollte?
 
Die Malerei setzt sich in jenem weit entfernten Leben/Erinnern/Empfinden langsam fort. Schließlich blickt doch jeder aus seinem eigenen Fenster auf die unterschiedlichen Aspekte jener neu geschöpften oder noch zu schöpfenden Gemälde. Oder versucht es zumindest und erweitert das Spektrum der Wahrnehmung. Jeder in seiner eigenen Fremdheit. Wer war es also, der blickt und worauf? Wer?
 
Diese Ausstellung richtet ihr Augenmerk auf Malerei, die sich mit feinsinniger Struktur und diffizilen Unterschieden auseinander setzt. Ein Forschen in Resonanzbereichen. Ein Herantasten an Unsagbares. Ein Schöpfen aus der Ursuppe der Möglichkeiten kurz bevor das Spektakel des Sonnenaufgangs beginnt und alles grell und schreierisch wird. Stille Malerei. Subtil.
 
Wie reagieren? Denkend, emotional schwingend, vibrierend, Bild generierend, erinnernd, vergleichend, öffnend, einlassend? All dies zugleich?
Was geht da in Resonanz? Wo führt es hin?
Sind es pränatale Erinnerungen an visuelle Ereignisse im Mutterleib?
Gehirn- und Darmwindungen, glatte und gestreifte Muskulatur, Sehnen, Fasern, Faszien, Bindegewebe und alles andere Körperliche findet Entsprechungen, schwingt sich ein, wenn der Blick den Strukturen des Gemäldes folgt, sich vollsaugt mit den kleinen Wundern, die überall passieren. Eindrücke sickern ein und reifen.
 
Hat nicht die Kunst durch alle Epochen als Katalysator für die Evolution des Bewusstseins gewirkt?
 
Mit: Reto Emch (CH), Alfred Graf (A), Aurelia Gratzer (A), Alex Klein (A), Michael Kravagna (B), Ian McKeever (GB), Elizaveta Podgornaia (RU), Rudolfine P. Rossmann (A), Klára Rudas (HU), Helmut Swoboda (A)


Bilder zur Ausstellung